Gelesen von Stefan Franke
In einem Gasthause an der Hernalser Hauptstraße zu Wien fand dieser Tage wie alljährlich zur „Zwetschkenzeit“ ein großes Zwetschkenknödel-Wettessen statt, an welchem sich etwas zweihundert Personen beteiligten. Die Wirtin stellt zu diesem Zwecke über zweitausend Zwetschkenknödel her, und zwar auf böhmische Art aus Kartoffelteig. Unter den Wett-Essern befanden sich auch zahlreiche Damen, welche den Knödeln alle Ehre antaten.
Eine aus fünf Zwetschkenknödeln bestehende Portion kostete zehn Kreuzer. Ein Teilnehmer hatte sich nacheinander elf solche Portionen angeschafft und – bis auf die Zwetschkenkerne – aufgezehrt! Nachdem dies geschehen war, bediente er sich noch dreier Knödel, für welche einer seiner Tischnachbarn in seinem Magen nicht mehr Platz fand. Er hatte somit nicht weniger als 58 Zwetschkenknödel vertilgt, womit er die höchste Leistung erzielte.
Herr Schulz, der Mann mit den 58 Zwetschkenknödeln, ein rüstiger Tramway-Kondukteur, hatte somit den ersten Preis, bestehend aus einem sehr schönen Deckel-Trinkglase, gewonnen. Die nächstbeste Leistung zeigte ein Kollege des Herrn Schulz, welcher 40 Zwetschkenknödel verzehrte.
Die Frau eines Tramway-Kondukteurs namens Meißner, gewann den Damenpreis. Sie hatte zum Erstaunen aller 34 Zwetschkenknödel gegessen, während es eine ihrer Konkurrentinnen bloß auf 32 brachte.
Herr Schulz hatte bei dem vorjährigen Wettessen mit 38 Zwetschkenknödeln den ersten Preis gewonnen; seine Leistungsfähigkeit ist somit um 20 Knödel gestiegen.